Sechs, Setzen! – blog 009
Der Mittwoch, der 10. Mai 2017, sollte also der Tag der Wahrheit werden. Denn an diesem Tag – und zu allem Überfluss war es auch noch der Geburtstag meiner Herzdame – sollte die Tumorkonferenz stattfinden. In dieser Sitzung sind alle Ärzte beteiligt, die im Kontext meiner Erkrankung mit Know-how und Erfahrungswerten an der Entscheidung zur weiteren Vorgehensweise beteiligt sind. Es entscheiden also HNO-Ärzte, Onkologen, Pathologen, Radio“logen, etc. darüber welche Therapieform für meine Erkrankung bzw. den Fortschritt meiner Erkrankung die sinnvollste ist.
In meinem Falle gab es alle Optionen von keinerlei Therapie bis hin zur kombinierten Radio-Chemo-Therapie. Entscheidend dafür sollte das entnommene, mutierte Gewebe sein in Bezug auf Größe, Zellstruktur, Form. Das Ergebnis sollte ich noch am frühen Abend mitgeteilt bekommen. Denn damit würde maßgeblich die Terminplanung der kommenden Wochen beeinflusst.
Aber zunächt wartete eine andere Überraschung auf mich. Oder anders gesagt: ich lag auf meinem Zimmer und wartete auf die Überraschung, von der ich keinerlei Vorahnung hatte. Plötzlich standen meine beiden Kollegen Falco und Fabian mit einem großen Geschenkkorb vor mir. Im Namen aller Kollegen und Kolleginnen überreichten die beiden mir ein Survival-Box, um die schweren Wochen, die noch auf mich zukommen sollten, zu überstehen. Ich war zu Tränen gerührt, da mir erneut bewusst wurde, wie viel Glück ich mit meinem Arbeitgeber und meinen Kollegen und deren Verständnis für meine Situation hatte.
Und was durfte im Geschenkekorb nicht fehlen? Richtig, das Trikot meines Maskottchens „Modeste“, der für mich und den FC zwei Tore schoss während ich unterm Messer lag. Darüber hinaus bekam ich Nervennahrung, seriösen Lesestoff und eine aufmunternde Genesungskarte. Danke an das gesamte Team Mercuri!



Falco und Fabian mussten dann auch wieder los, weil sie auf dem Weg zu einem Kundenprojekt waren und eigentlich nur auf der Durchreise. Zeitlich war das passend, denn wenig später kam der Professor mit dem Ergebnis der Tumorkonferenz. Ihr müsst Euch das so vorstellen wie die Rückgabe einer Mathearbeit bei der Ihr mit jeder Note zwischen 4 und 6 rechnet. Ich bekam eine 6. Also die volle Packung.
Die Fläche der mutierten Zellen hatte bereits eine Größe erreicht bzw. überschritten, wonach man – nach internationalen „Standards“ – das große Therapiepaket verordnet. In meinem Falle würde das bedeuten: Bestrahlung bei gleichzeitiger Chemotherapie über einen Zeitraum von sechs Wochen ab Mitte Juni bis Anfang August. Sechs Wochen ist eine überschaubare Zeit, allerdings sollten vorab noch viele viele Untersuchungen und Vorbereitungen stattfinden, die ebenfalls am Nervenkostüm knabbern würden.
Für den folgenden Tag war meine Entlassung vorgesehen. An diesem Tag sollte ich auch den Terminplan für alle weiteren Untersuchungen erhalten. Ich wusste, es würde ein Marathon werden und ich würde viele Kräfte brauchen. Das folgende Wochenende sollte aber ganz im Zeichen meiner Kinder stehen und so freute ich mich – bei allen Sorgen – auf das Wiedersehen mit meinen großen Kindern Tom und Greta.