„Ist der Krebs weggekrabbelt?“ – blog 010
Dieser Blog-Beitrag ist nun ein bisschen kürzer, da er sich „nur“ auf das Wochenende nach meiner Entlassung aus dem Krankenhaus bezieht. Und weil ich heute keine Lust auf lange Sätze habe, verfasse ich den Beitrag in „bullet points“. Was ist eigentlich die richtige Übersetzung für Bullet Points? – „Patronenpunkte?“
Donnerstag, 11.05.2017:
- Aus Krankenhaus mit riesiger Narbe am Hals entlassen
- Am Nachmittag für einen Kurzbesuch ins Büro gefahren und mir ein paar Umarmungen bei meinen Kollegen und Kolleginnen abgeholt.
- Den Tag müde ausklingen lassen
Freitag, 12.05.2017:
- Von Mönchengladbach nach Frechen bei Köln gefahren, um meine Tochter Greta (damals 3 Jahre alt) für das gemeinsame Umgangswochenende abzuholen
- Gretas erste Reaktion: „Papa, was hast Du da am Hals?“ Ich habe ihr vereinfacht erklärt, was passiert ist.
- Gretas zweite Reaktion: „Papa, die Ärzte haben das aufgeschneidet. Dann ist der Krebs weggekrabbelt. Dann haben die Ärzte das wieder zugemacht. Und jetzt ist alles wieder gut.“ Versucht mal, bei so einem Satz Eures Kindes stark zu bleiben. Mir ist es nicht gelungen.
- Gemeinsam mit Greta ihren Bruder Tom am Kölner Flughafen vom Kita-Ausflug abgeholt.
- Tom ganz stolz zu seinen Kumpels: „Schaut mal, mein Vater hat voll die große Narbe.“
- Mit beiden Kindern zu meinen Eltern nach Bergisch Gladbach Refrath gefahren und dort den Abend gemeinsam ausklingen lassen.
Samstag, 13.05.2017:
- Mit alle Mann zum Stadtfest nach Refrath gegangen; Karussel gefahren, Trampolin gesprungen, Eis gegessen.
- Viele alte Freunde und Bekannte wieder gesehen. Viele Fragen zu meinen „OP-Spuren“ am Hals beantworten müssen.
- Am Nachmittag mit Tom und Greta nach Hagen zum Handball-Aufstiegsspiel der Eintracht Hagen gefahren. Aufstieg geschafft, Riesenstimmung in der Halle, Tom und Greta total happy über den Ausflug. Ich überglücklich.
- Am Abend glücklich und müde ins Bett gefallen
Sonntag, 14.05.2017:
- Gemeinsam nach Mönchengladbach gefahren, um den Sonntag in unserem Haus zu verbringen.
Dieses erste Wochenende mit meinen Kindern hat mich sehr traurig und gleichzeitig sehr glücklich gemacht. Glücklich, weil ich eine tolle Zeit mit den beiden verbringen konnte und wir zusammen viel Spaß hatten. Traurig, weil es mir nicht immer gelungen ist, meine Angst und meine Sorgen vor den Kindern zu verbergern. Was muss ein fünfjähriger Junge fühlen, der sieht, wie sein Papa körperlich angeschlagen immer wieder mit seinen Emotionen kämpft?
Von diesem Wochenende sollte ich allerdings zehren, denn die eigentlich harte Zeit bis zur bzw. bis ans Ende der Radio-Chemo sollte erst noch kommen. Im nächsten Blog-Beitrag schreibe ich über den 70. Geburtstag meiner Mutter, der zwar groß gefeiert wurde, aber natürlich auch ein paar nachdenkliche Momente hatte.
An dieser Stelle lade ich Euch herzlich ein, in mein Gästebuch zu schreiben. Auf mehrfache Nachfrage und Wunsch einiger Freunde und – teilweise unbekannter – Leser, könnt Ihr mir nun im Gegenzug auch Eure Gedanken und Erfahrungen mitteilen.