„Ich habe keine guten Nachrichten für Sie“ – blog 005
Am frühen Vormittag des 04.05.2017 holte meine Schwiegermutter in Spe mich in Mönchengladbach ab, um mich mit dem Auto ins Lukas Krankenhaus nach Neuss zu bringen. Wenn ich mich recht erinnere sollte ich als einer der ersten Patienten operiert werden. Mein OP-Slot sollte demnach planmäßig ca. 09.30 Uhr sein. Da es sich bei der HNO-Abteilung des Klinikums auch um ein Notfallkrankenhaus handelt, können Notfall-OPs den Zeitplan verschieben.
Die eigentliche Aufnahme mit dem ganzen schriftlichen Kram hatte bereits am Vortag stattgefunden, so dass ich nun nur noch zum Schwesternzimmer gehen sollte, um mich zu meinem Zimmer bringen zu lassen. Auf dem Zimmer wurde ich über den Zeitplan aufgeklärt und was ich als Vorbereitung zutun habe. In der Tat kam ein Notfall rein und ich musste erstmal warten. Derweil verabschiedete sich meiner Schwiegermutter Claudia und ich richtete mich in meinem Zimmer ein. Zu diesem Zeitpunkt war ein weiterer Patient anwesend, der ebenfalls am gleichen Vormittag operiert wurde. Das Zimmer war optisch eine Mischung aus einem Hotelzimmer mit schönen Einbauschränken und einem klassischen Krankenhauszimmer mit allerlei Technik. Ich fühte mich jedenfalls wohl. Ein eigener Fernseher nur für mein Bett war ebenfalls vorhanden – in der Kommunikationseinheit bzw. Schaltzentrale am Nachttisch meines Bettes installiert.
Um 10.00 Uhr informierte mich die Krankenschwester, dass ich mich nun für die OP vorbereiten könne. Das hieß: Tabletten schlucken, OP-Hemd anziehen, alles im Spint verräumen und abwarten. Um ca. 10.45 Uhr wurde ich dann abgeholt. Ich konnte im Bett liegen bleiben und wurde über den Flur und Aufzug in den OP-Bereich gebracht. Im OP-Bereich gab es dann noch einen kurzen Check, dass es sich bei meiner Person um den geplanten Patienten handelt und was in der OP gemacht werden solle. Im OP selber erwartete mich ein Teil des OP-Teams. In Summe waren es mehrere OP-Pfleger, die Anästhesistin und zwei Ärzte. Prof. N und seine Co-Operateurin waren noch nicht anwesend.
Auf der schmalen OP-Liege lag ich unter einer Heizdecke. Die Zugänge für die Narkose wurden gelegt und nur ein paar Minuten später war ich weg.
Und irgendwann wachte ich wieder auf. Nach Aussage des OP-Pflegers dauerte die OP ca. 45 Minuten. So richtig zu Sinnen kam ich wieder, als ich wieder auf dem Zimmer lag. Ich sollte noch ein bisschen warten, bis ich etwas essen und trinken durfte. Ich hatte Durst und vor allen Dingen Hunger, denn ich musste vorher ja nüchtern bleiben. Ich glaube es gab Fisch mit Kartoffeln und ich glaube, es war lecker.


Der restliche Tag verlief ruhig. Ich telefonierte viel mit meiner Verlobten und hin und wieder mit meinen Eltern. Besuch bekam ich keinen mehr. Dafür war ich selber zu groggy und ich war ja – zu diesem Zeitpunkt – auch nicht ernsthaft verletzt oder krank, so dass man mich hätte besuchen müssen. Meine Entlassung war für den kommenden Montag geplant. Also war noch genug Zeit, um mir einen Besuch abzustatten.
So weit ich mich erinnern kann, verlief die Nacht mehr oder weniger ruhig. Allein der Drainage-Schlauch, der mir für das Wundwasser in die Wunde gesteckt wurde, zwickte ab und zu. Am nächsten Morgen war ich relativ früh wach. Ich ging zum Frühstücksbuffet und holte mir anschließend eine Zeitung. Ehrlich gesagt genoss ich die Ruhe und das Nichtstun. Ich las, hörte Musik, schaute TV oder schlief. Für den Nachmittag hatte sich meine Verlobte angekündigt, die von einer Firmenveranstaltung wieder nach Hause kam. Kurz vor dem Mittagessen ging ich nun das erste Mal nach der OP wieder eine rauchen. Die Kippe schmeckte ekelhaft. Aber die Sucht war stärker. Das Mittagessen war ok, aber man merkt halt doch, dass es Massenzubereitung ist. Immerhin konnte ich aus einer Vielzahl von Speisen die richtige für mich aussuchen.

Und dann kam – es muss ca. 13.30 Uhr gewesen sein – Prof. N. in unser Zimmer zur täglichen Visite. Er ging zuerst zu meinem Zimmergenossen und sagte ihm, dass alles gut gelaufen sei und er am Tag darauf entlassen würde. Als Prof. N. sich dann mir widmete und sich neben mein Bett stellte, war da nichts mehr von der Souveränität und Coolness vorhanden, wie ich ihn damals in der ersten Sprechstunde kennen gelernt hatte. Er lehnte sich mit dem Rücken an die Wand und sagte leise mit bedrückter Stimme: „ICH HABE LEIDER KEINE GUTEN NACHRICHTEN FÜR SIE.“
BÄÄÄÄM, mitten in die Fresse rein.