„Ein Glas Wasser wäre besser gewesen“ – blog 004
Anfang April 2017 hatte ich meinen Untersuchungstermin bei Prof. N. in der HNO-Abteilung des Lukaskrankenhauses in Neuss. Im Internet hatte ich mir bereits sämtliche Berichte und Artikel über bzw. von Prof. N. durchgelesen. Es schien zu stimmen, dass er zu den Top-HNO Ärzten in NRW gehörte. Seine Vorzimmer und die gesamte Abwicklung machten einen höchst professionellen Eindruck. Prod. N. hingegen war sehr sachlich, fast schon emotionslos. Allerdings strahlte er eine immense Kompetenz und eine für mich extrem wichtige Ruhe aus – wie sich später noch herausstellen sollte.
Ich zeigte ihm den Befundbericht der HNO Praxis in Mönchengladbach, sowie die CD mit den Aufnahmen des CT. Auch er sah den Schatten auf der Zyste. Ohne direkt eine Antwort zu geben, beruhigte er mich mit der Aussage, dass das Gewebe direkt in die Pathologie gegeben würde und wir hierzu schnellstmöglich eine Rückmeldung bekämen. Aber ich müsse mir keine Sorgen machen. Abschließend untersuchte er meinen Hals dann selber noch einmal und klärte mich über den Eingriff auf.
Zu guter Letzt zeigte ich ihm das Rekonvaleszenz-Spray, welches mir Frau C. – die „Ärztin“ aus Meerbusch, verschrieben hatte. Er kannt weder das Präparat, noch die Inhaltsstoffe, noch die Apotheke, die das Spray herstellte und vertrieb. Seine nüchterne Antwort war:
Da hätten Sie genauso gut ein Glas Wasser trinken können. Das wäre wahrscheinlich sogar gesünder gewesen.
Um eine OP würden wir nicht drum herum kommen, da die Zyste bereits eine Größe erreicht hätte, dass diese nur noch über einen Schnitt am Hals entfernt werden könne. Diesen Schnitt – ca. 3 bis 4 cm lang – würde man später kaum noch sehen. Ich willigte in die OP ein. Zum einen, weil ich den Knubbel im Hals endlich loswerden wollte. Zum anderen, weil ich mich bei Prof. N. gut aufgehoben fühlte. Also planten seine Vorzimmerdame und ich die Tage für OP und Vorbereitung. Anfang Mai war ein guter Zeitpunkt. Ich wählte einen OP-Termin an einem Donnerstag vor einem „umgangsfreien“ Wochenende. So wusste ich, dass ich nicht auf meinen Umgang mit meinen beiden großen Kindern hätte verzichten müssen.
Einen Tag vor der OP war die eigentlichen Aufnahme mit ziemlich viel Papierkram, Blutabnahme und Einweisung in das ganze Procedere. Nervös war ich eigentlich nicht. Eher positiv gestimmt, dass ich nun die Gewissheit hatte, dass ich bald durch wäre mit dem Kram. An dieser Stelle kommt mir eine Erklärung in den Sinn, die ich unterschreiben sollte. Nämlich, dass ich die Zustimmung gebe, dass mich sämtliche Ärzte des gesamten Klinikums untersuchen oder behandeln dürfen, wenn es der Krankheits- bzw. Genesungsverlauf es erfordern. Ich willigte ein. Was sollte auch passieren?
Nur so viel: bis zum heutigen Tage (Stand Juni 2022) habe ich im Lukaskrankenhaus über 60 verschiedene Ärzte aus allen möglichen Fachbereichen kennen gelernt, die sich mit meiner Krankenakte beschäftigt haben.
Am 04.05.2017 holte mich die Mutter meiner Verlobten zu Hause ab und brachte mich ins Krankenhaus. Meine Verlobte musste beruflich nach Stuttgart. Am gleichen Vormittag sollte ich operiert werden. Geplante Aufenthaltsdauer: ca. 3 – 4 Tage. Wie Ihr Euch denken könnt, kam es dann anders. Und hier beginnt nun die eigentliche Achterbahnfahrt.